Der Kunstverein Nümbrecht freut sich nach der Sommerpause eine außergewöhnliche Ausstellung im Haus der Kunst anbieten zu können: Vom 04. bis 25. September 2022 zeigt der Kölner Künstler Wolfgang Stöcker Arbeiten aus seiner Sammlung.
2004 gründet Wolfgang Stöcker das Deutsche Staubarchiv. 2019 benennt er die mittlerweile auf ca. 600 Proben angewachsene Sammlung in Internationales Staubarchiv um. Stöcker dokumentiert den Staub an kulturell bedeutsamen Plätzen. Chinesische Mauer, die Pyramiden von Gizeh oder das Sidney Opera House sind dabei, ebenso der Louvre oder die Uffizien. Nun ist auch der Kunstverein Nümbrecht vertreten.Stöcker begreift den Staub weniger als geologische Größe, sondern als Kulturerscheinung, die uns Menschen seit ewigen Zeiten begleitet. Es begann mit den Lagerfeuern, ein erster Luxus. Die Kehrseite der Medaille waren Ruß und Staub in Permanenz.Doch Staub schärft unsere Sinne und leitet hinein in eine Kultur des Kehrens und Inszenierens. In seinen Anfängen ragt hier hinein bereits das Spiel der Kunst!
Völlig zu Unrecht ist Staub negativ besetzt. Bilder von Verfall, Schmutz, Faulheit und Nachlässigkeit haften ihm zwar an. Doch nehmen sich die Künste seit Jahrhunderten eben jenen Themen Tod, Vergänglichkeit und memento mori an, starten gar den Versuch der Verstaubung ein Stück Ewigkeit entgegenzusetzen. Paradox, führen solche Bemühungen um Transzendenz wieder zur Ablehnung des Staubes. Folglich gehören Museen, jene Orte an denen Traditionen, Bedeutungen und vielfachen Identitäten gehuldigt werden zu den saubersten Plätzen der Menschheit. Eindeutig ist das Museum ein ordentlicher Ort. Alles hat Nummern, alles hat Schilder. Es wird gereinigt und poliert. Religiös aufgeladen, die Inszenierung der Ikonen. Auch Kirchen sind in gewisser Weise Museen. Bis zu den Schatzhäusern der Antike reicht die Linie zurück. Doch der Staub lässt sich nicht abschütteln. Er kehrt zurück, wo der Besen eben noch kehrte.Genau hier setzt Stöcker an, wenn er an jenen Orten der „hohen Kultur“ auf Staubsuche geht. Ihn interessiert nicht die Mona Lisa, sondern der Fleck unten an der Wand, gleich daneben. Die Risse und Schründe. Der Weg zur Schönheit führt durch den Staub!
Stöcker unternimmt immer wieder Expeditionen in die Zonen gleich „neben“ der Kunst und verwandelt sein dort erbeutetes Gut selbst in Kunst. Aus diesen „Reisen in die kleinen Welten“ entstehen Wachsobjekte (Staubschreine), Zeichnungen, Tuscharbeiten, Objektkästen, Vorträge, Lecture Performance. Stöcker arbeitet mit der Historie bestimmter Orte, mit den Schichten, den verschütteten Zonen und Überlagerungen. So zeigt er in Nümbrecht beispielsweise Fotoarbeiten von verfallenen Bunkern rund um Köln wie auch collagenartige Arrangements zum im Zweiten Weltkrieg durch die deutsche Armee völlig zerstörten niederländischen Ort Petten.
Zudem zeigt die Schau viele seiner sogenannten Staubschreine, Mikrodenkmale aus Wachs und Staub. Hinzu kommen aus aktuellem Anlass entstandene, jüngste Fotoarbeiten zu den Kohlekraftwerken rund um Niederaußem. Es ist Staubzeit!
Text: Wolfgang Stöcker
Bilder der Ausstellung
www.internationales-staubarchiv.com – www.stoeckerkunst.de